Sind Freelancer eine Bereicherung oder eine Bedrohung für die Unternehmenskultur?

Dr. Philipp Goos
9.7.2024
5 min read

In einer sich durch KI rasant verändernden technologischen Landschaft steigt die Nachfrage nach Fachkenntnissen in Bereichen wie KI, Cybersecurity und Cloud Computing. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass ihre internen Mitarbeiter nicht über die notwendige Expertise und Erfahrung verfügen, um die sich bietenden Business Chancen in diesen Bereichen nutzen zu können. Die richtigen Talente für das Unternehmen zu gewinnen und zu halten ist in diesem hyperkompetitiven Feldern herausfordernd. So fällt es den meisten klassischen Nicht-Technologieunternehmen häufig schwer, Top-Talente von führenden Technologieunternehmen und Start-ups abzuwerben. Daher bieten sich auf diese Bereiche spezialisierte Freelancer an, um das benötigte Know-how ins Unternehmen zu holen. Doch wie wirken sich diese Spezialisten auf die Unternehmenskultur aus?

Freelancer als Bereicherung der Unternehmenskultur:

  1. State-of-the-Art Wissen und Fähigkeiten: Freelancer, die auf KI, Cybersecurity und Cloud Computing spezialisiert sind, bringen wertvolles, aktuelles Fachwissen in Unternehmen. Dieses Wissen ist entscheidend für Unternehmen, die auf dem neuesten Stand der Technik bleiben wollen. Es bietet auch den festangestellten Mitarbeitern die Möglichkeit von den Inhaltsexperten in gemeinsamen Projekten zu lernen.
  2. Flexibilität und Skalierbarkeit: Die Einbindung von Freelancern ermöglicht es Unternehmen, schnell auf technologische Veränderungen und Projektbedürfnisse zu reagieren. Diese Reaktionsgeschwindigkeit bereichert das Unternehmen und hilft ihm, auf Belastungsspitzen schneller und besser zu reagieren. Dies wird auch im Regelfall von Festangestellten als positiv empfunden.
  3. Förderung einer innovativen Kultur: Durch die Zusammenarbeit mit externen Freiberuflern können festangestellte Mitarbeiter nicht nur neue Fachkenntnisse sondern auch neue Arbeitsweisen erlernen. Dies trägt zu einer dynamischeren und anpassungsfähigeren Unternehmenskultur bei.

Freelancer als Herausforderung für die Unternehmenskultur:

  1. Integration und Zugehörigkeitsgefühl: Die Herausforderung besteht darin, Freelancer effektiv in Teams zu integrieren und ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Hier besteht ein natürlicher Widerspruch mit der eher transaktionalen Natur der Vertragsbeziehung zwischen Freelancer und Unternehmen. Verschärft wird dies dadurch, dass Freelancer häufiger als Festangestellte remote arbeiten. Ohne die richtigen Integrationsstrategien können Freelancer isoliert bleiben, was die Teamdynamik stören kann.
  2. Konsistenz und Loyalität: Freelancer sind oft projektbasiert tätig, was die Bindung an das Unternehmen und die Identifikation mit dessen Zielen erschweren kann. Dies kann zu Herausforderungen führen, wenn die Contractor von den Festangestellten als “hired guns” oder Söldner gesehen werden.
  3. Kulturelle Diskrepanzen: Unterschiedliche Arbeitsweisen und -erwartungen können ebenfalls zu Spannungen führen. Während die Festangestellten stärker Richtlinien fürs Verhalten unterliegen, genießen Freelancer häufig höhere Freiheitsgrade. Es ist entscheidend, dass Unternehmen klare Richtlinien und Erwartungen kommunizieren, um diese potenziellen Diskrepanzen zu minimieren.

Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass mehr denn je Unternehmen auf Freelancer angewiesen sind, um bei technologischen Entwicklungen nicht ins Hintertreffen zu geraten. Jedoch birgt der Einsatz gerade einer großer Anzahl Freelancer auch Reibungspotential, das gemanagt werden muss. 

Best Practices für die Integration von Freelancern:

  1. Klare Kommunikationsrichtlinien: Regelmäßige Meetings und Updates über relevante Änderungen und Entwicklungen sind entscheidend, um Freelancer effektiv in das Unternehmen zu integrieren und sie auf dem Laufenden zu halten. Wenngleich es Grenzen gibt, um nicht das Risiko einer Scheinselbständigkeit zu erhöhen, sollte der Spielraum einer bestmöglichen Einbindung der Freelancer ausgeschöpft werden.
  2. Gemeinsame Events und Schulungen: Workshops und Trainings, die sowohl fest angestellte Mitarbeiter als auch Freelancer einbeziehen, können das gegenseitige Verständnis und die kulturelle Integration fördern. Hier ist wichtig, dass neben dem Knowledge Transfer der Freelancer zu den Festangstellten auch ein Prozess und Kulturtransfer in Richtung der Freelancer stattfindet.
  3. Feedback und Anerkennung: Es ist wichtig, die Beiträge von Freelancern anzuerkennen und sie in Feedbackprozesse einzubeziehen, um ihre Motivation und ihr Engagement zu fördern. Dies kann auch über Einbindung der Personalvermittler erfolgen, über die die meisten Freelancer eingestellt werden.

Zusammenfassung

Freelancer, insbesondere jene mit Fachkenntnissen in den aktuell am meisten umkämpften Technologiefeldern wie KI, Cybersecurity und Cloud Computing, sind für die meisten Unternehmen zentral, um Ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die Herausforderungen bei der Integration dieser Freelancer können durch durchdachte Strategien und Praktiken überwunden werden, die ihre Talente nutzen und gleichzeitig eine einheitliche Unternehmenskultur fördern und nicht gefährden.